Der Lern- und Experimentierraum im Wertkreis Gütersloh

Im Lern- und Experimentierraum der Werkstatt im wertkreis Gütersloh wird ein Stressmanagement-Training mit einem Social Agent als Coach erprobt. Im LER soll herausgefunden werden inwiefern die getestete Technologie im Alltag für Menschen mit kognitiven Einschränkungen hilfreiche Unterstützung leisten und ihre Teilhabe am Arbeitsleben fördern kann.

Die wertkreis Gütersloh gGmbH ist ein soziales Dienstleistungsunternehmen für Menschen mit Behinderungen im Kreis Gütersloh. Insgesamt sind hier etwa 2500 Menschen mit und ohne Behinderungen beschäftigt.

Organisatorisch unterteilt sich das Unternehmen in die Bereiche: Berufliche Bildung (ca. 180 Teilnehmende), Berufliche Teilhabe (ca.1250 Mitarbeitende mit Behinderungen), Berufliche Inklusion (ca. 110 Mitarbeitende mit Behinderung), Kindertageseinrichtungen, Wohnen, Altenzentrum, Inklusionsunternehmen (Kiebitzhof gGmbH, Flussbett Gmbh).

Die Lern- und Experimentierräume werden im Bereich der Beruflichen Bildung angesiedelt. Unsere Berufliche Bildung koordiniert zentral die Qualifizierungsangebote für Teilnehmende mit Behinderung der wertkreis Gütersloh gGmbH. Sie begleitet, berät und fördert die Teilnehmenden über einen Zeitraum von bis zu 27 Monate. Sie kooperiert dabei unter anderem mit ca. 160 Praktikumsfirmen, drei Berufskollegs und speziell im Bereich der neuen Technologien mit mehreren Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrichtungen.

Die Maßnahmen zur Qualifizierung orientieren sich am ersten Arbeitsmarkt und anerkannten Berufsausbildungen. Im Bereich der Beruflichen Bildung werden derzeit bereits verschiedene digitale Hilfsmittel zur Qualifizierung und Unterstützung von Menschen mit Behinderung eingesetzt und geschult. Neben Montage-Assistenzsystemen, Assistenz-Apps, Robotik, einer Online-Lernplattform, Videokonferenzsystemen finden u.a. auch CAD-Systeme und handelsübliche 3D-Drucker ihre Anwendung.

Leitbild

“Wir bei wertkreis Gütersloh stehen für eine vielfältige Gesellschaft, für Teilhabe, Inklusion, Respekt und Fairness gegenüber allen Menschen. Wir stellen den Menschen und das Erreichen des Optimums seiner Wünsche und Möglichkeiten in den Mittelpunkt unseres Handelns, denn wir glauben an die gleichberechtigte berufliche und soziale Teilhabe aller Menschen.

Wir setzen auf Vielfalt unserer Angebote, enge Vernetzung unserer Bereiche und die stetige Verbesserung unserer Leistungen durch technische Innovation und kritische Überprüfung.

Wir gehen gern noch nicht beschrittene Wege, denken die Dinge neu und sehen uns als Gegenüber, Begleitung und Unterstützung der Menschen, für die wir da sind.” (Homepage wertkreis Gütersloh)

Welche Technologie kommt im LER zum Einsatz?

Zum Auftakt des Lern- und Experimentierraums wird mit der stationären Variante von EmmA gearbeitet, die bereits als Prototyp, unter dem Namen EmmA Biofeedback, zur Verfügung steht. Aktuell befindet sich eine mobile, smartwatch-gestützte Variante von EmmA in der Entwicklung. Sofern die Entwicklung in der Projektlaufzeit abgeschlossen werden kann, ist der Einsatz der mobilen Variante im Lern- und Experimentierraum des wertkreis Gütersloh geplant.

Für das soziale Biofeedback Training wurde ein KI-gestütztes Modell zur Interpretation der Herzratenvariabilität trainiert. Damit kann der digitale Avatar „Gloria" auf den Stresspegel des Anwenders reagieren.

Hier geht es zum KI-Steckbrief von EmmA Biofeedback

Hier geht es zum KI-Steckbrief von EmmA App

Wer nimmt am LER teil?

EmmA soll als offenes Angebot allen interessierten Teilnehmenden zur Verfügung stehen. Für die Testenden besteht keine Verpflichtung zur kontinuierlichen Teilnahme an der Testung. 

Welche Ziele werden im LER verfolgt?

Ziel des LER ist es, herauszufinden inwiefern die getestete Technologie im Alltag für Menschen mit kognitiven Einschränkungen hilfreiche Unterstützung leisten und ihre Teilhabe am Arbeitsleben fördern kann. Im Vordergrund stehen dabei Akzeptanzfaktoren und Motivation, Barrierefreiheit und Kompetenzen sowie die explorative Erschließung von Faktoren für die erfolgreiche Einführung von Technologien in Organisationen der beruflichen Rehabilitation und Teilhabe an Arbeit.

Wie wird die Technologie im LER genutzt?

EmmA soll in einem für den Lern und Experimentier-Raum ausgestatteten Raum des FiLB getestet werden, dem Förder-Zentrum zur individuellen Lebens-Gestaltung und Berufs-Bildung. Mit Hilfe von Sensoren werden die Herzratenvariabilität und die Atemfrequenz der Nutzenden gemessen, fortlaufend aufgezeichnet und ausschließlich lokal auf der Festplatte eines PCs im FiLB im wertkreis Gütersloh gespeichert. Es soll sowohl bei „spontaner Krisenintervention“ als auch bei gezielten Testungen (unter Laborbedingungen) zum Einsatz kommen. Bei den gezielten Testungen kann es sich z.B. um das Training von Gesprächssituationen wie z.B. Behördengesprächen handeln. Dabei soll die kurz- und langfristige Wirkung des Einsatzes von EmmA erfasst und daraus resultierend die Anwendung optimiert werden. Darüber hinaus soll der Transfer der durch EmmA trainierten Strategien in den Alltag evaluiert werden. Die Erfolgsmessung erfolgt u.a. durch Abfrage des subjektiven Empfindens und/oder Messungen.

Die EmmA App soll den Nutzenden im Alltag beim Umgang mit Stress unterstützen. Der Fokus liegt bei der App nicht auf dem Training zur Emotionsregulation, sondern auf der Dokumentation des Stresspegels im Tagesverlauf. Auf Basis der gesammelten Informationen soll der Nutzende seinen Umgang mit Stress, auch mit Unterstützung eines Psychologen, besser reflektieren und verbessern können.