Der Lern- und Experimentierraum im Berufsförderungswerk München

Das Berufsförderungswerk (BFW) München erprobt, wie mit Hilfe der intelligenten Datenbrille RealWear HMT-1 und den Programmmodulen xMake, xAssist und Frontline Creator des Herstellers TeamViewer die Möglichkeiten zur beruflichen Rehabilitation der Nutzenden verbessert werden können. In der Pilotphase des LER wird die Technologie zunächst in der IT- und Elektronikausbildung getestet. Auf Basis der Erfahrungen aus der Pilotphase werden in der darauffolgenden Durchführungsphase Anwendungs-Szenarien für Teilnehmende weiterer Ausbildungsbereiche erstellt.

Unser Profil

Das Berufsförderungswerk (BFW) München ist eine Einrichtung gemäß SGB IX § 51. Wichtigstes Ziel ist die dauerhafte Eingliederung von Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt oder der Erhalt bestehender Arbeitsverhältnisse bei von Behinderung bedrohten Menschen und damit ihre Teilhabe am Arbeitsleben und am Leben in der Gesellschaft.

Unser Leistungsspektrum

Ganzheitliche Wiedereingliederung in einen neuen Beruf. Das reicht von der Erstinformation sowie der individuellen Beratung und Zugangshilfe (Case Management) über die Abklärung der beruflichen Eignung (RehaAssessment ®) und der Ausarbeitung beruflicher Qualifizierungspläne bis hin zur Vorförderung durch Reha-Vorbereitungslehrgänge und der anschließenden (in der Regel zweijährigen) Ausbildung mit Kammerabschluss. Auch die Integration in den ersten Arbeitsmarkt ist Aufgabe des BFW München. Flankierend wird die Förderung und Betreuung in Problemsituationen durch ärztliches Personal, Psychologen und Sozialpädagogen umgesetzt.

Berufsfelder

Die Berufsausbildungen im BFW München orientieren sich am aktuellen Bedarf der Wirtschaftsbetriebe im südbayerischen Raum rund um die Metropolregion München. Alle Ausbildungen sind zudem „rehagerecht“, d.h. sie können mit so gut wie allen Einschränkungen erlernt werden. Unterstützt werden die Teilnehmenden durch modernste Ausbildungsmittel und -methoden. Folgende Berufsfelder werden ausgebildet:

  • Kaufmännische und verwaltende Berufe
  • Elektronik-Berufe
  • IT-Berufe
  • Metallberufe (in Planung, Produktion und Qualitätsprüfung)
  • Bauberufe
  • Gesundheitsberufe
  • Schutz und Sicherheit
  • Sozialwesen

Lern-Umgebung

Das BFW München verfügt über ein Internat mit 450 behindertengerechten Einzelzimmern. Die Teilnehmenden werden von der hauseigenen Küche mit regionalen Produkten verpflegt. Bei Bedarf steht eine Diätassistenz zur Verfügung. Zur Gesundheitsförderung werden ein Fitnessraum, eine Turnhalle mit Reha-Sportprogrammen, ein Schwimmbad mit 25-Meter-Becken sowie eine Kegelbahn angeboten.

Erfolgsquote und Zukunftsvision

Im Jahr 2019 hatten sechs Monate nach Ausbildungsende 86 Prozent aller Abschluss inhabenden Personen eine Tätigkeit in ihrem neu erlernten Beruf aufgenommen. Ein Jahr nach Ausbildungsende waren es bereits 91 Prozent. Diese hohen Integrationsquoten erreicht das BFW München durch hohe Ausbildungsstandards nahe an der betrieblichen Realität. Die handlungsorientierte Ausbildung im „Echtbetrieb“ wird bereits seit Jahren in der kaufmännischen Übungsfirma, dem Ausbildungshotel sowie in den Projekten der gewerblich-technischen Ausbildungen umgesetzt. Auch in der aktuellen digitalen Transformation der Wirtschaft setzt das BFW München in engem Schulterschluss mit den Unternehmen der Region Akzente und bildet zielgerichtet aus: Für eine starke Zukunft!

Nährere Informationen erhalten Sie unter: www.bfw-muenchen.de

Welche Technologie kommt im LER zum Einsatz?

Im BFW München wird die intelligente Datenbrille RealWear HMT-1 getestet. Auf der Datenbrille ist die Software Frontline der Firma TeamViewer installiert. 

Es wird im LER insbesondere der Nutzen der Frontline-Programmmodule xMake, xAssist und Frontline Creator getestet.

Hier geht es zum Steckbrief der Anwendung xMake

Wer nimmt am LER teil?

Mit dem LER soll im BFW München eine möglichst breite Zielgruppe erreicht werden. Unter anderem können Menschen mit Lernschwächen, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen mit der intelligenten Datenbrille arbeiten. In einer Pilotphase wird die Datenbrille RealWear HMT-1 zunächst in den Ausbildungsbereichen Informatik und Elektrotechnik eingesetzt und getestet. Dabei werden die Rehabilitierenden von Ausbildern des Bereichs begleitet. Auf Basis der Erfahrungen aus der Pilotphase werden in der darauffolgenden Durchführungsphase Anwendungs-Szenarien für Teilnehmende weiterer Ausbildungsbereiche erstellt.

Welche Ziele werden im LER verfolgt?

Mit dem Einsatz der Technologie sollen neue Möglichkeiten zur beruflichen Rehabilitation erforscht und getestet werden. Den LER-Teilnehmenden kann eine größere Autonomie bei der Erarbeitung von Lerninhalten und eine neue Form der Selbstreflektion in der Ausbildung ermöglicht werden.

Es wird angenommen, dass diese Technologie Menschen mit Lernschwierigkeiten durch Schritt-für-Schritt-Anleitungen bei der Arbeit unterstützen kann und die Sprachsteuerung der Datenbrille auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen neue Möglichkeiten zum selbstständigen Lernen bietet. Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen könnten in Stresssituationen oder im Fall von kurzfristig auftretenden Konzentrationsschwächen auf die Unterstützung der Datenbrille zurückgreifen.

Wie wird die Technologie im LER genutzt?

Die Teilnehmenden des Lern- und Experimentierraums im BFW München können mit Hilfe der Datenbrille selbstständig und wiederholt Arbeitsabläufe in ihrer Ausbildung üben und neue Ausbildungsinhalte erlernen. Mit der darauf installierten Frontline-Software der Firma TeamViewer ist es möglich, mit der Datenbrille selbstständig und freihändig Informationen und digitale Anleitungen zu einzelnen Aufgaben oder Arbeitsabläufen in Bezug auf ihre Ausbildung abzurufen. 

Die Datenbrille RealWear HMT-1 verfügt über einen kleinen Bildschirm in der Nähe des Auges, über ein Mikrofon zur Sprachsteuerung und über eine Kamera. Neben der Sprachsteuerung ist es auch möglich, dass der oder die Anwendende mit Hilfe der Kamera QR-Codes erfasst, damit die Datenbrille vordefinierte Befehle ausführt. Im Laufe des LER-Prozesses soll auch ein System zur KI-basierten Bilderkennung zum Einsatz kommen. xMake unterstützt die Anwendenden der Datenbrille mit vorprogrammierten Schritt-für-Schritt-Anleitungen (Workflows). Die hierfür notwendigen Workflows werden von den Fachkräften des BFW München auf der Frontline-Webplattform mit Hilfe des Programmmoduls Frontline Creator erstellt und angepasst. xAssist ist ein Programm für den Remote-Support. Der oder die Anwendende der Datenbrille kann mit xAssist eine Fachkraft online anrufen und per Bildschirm- und Kamerabildübertragung Unterstützung bei der Erledigung von Arbeitsaufgaben erhalten. Die Anwendenden der Datenbrille können den Fachkräften des BFW-München das Kamerabild und das Mikrofon der Datenbrille freischalten, sodass sie bei der Arbeit aus der Ferne in Echtzeit unterstützt werden können.

Video zum LER im Berufsförderungswerk München