Das Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk in Husum fokussiert sich auf die Ausbildung von körperbehinderten und psychisch behinderten Menschen. Im TSBW Husum wird das KI-basierte Assistenzsystem „EmpaT“ erprobt. EmpaT bietet eine interaktive 3D-Trainingsumgebung für Bewerbungsgespräche. Neben der Förderung und Entwicklung der entsprechenden Kommunikationskompetenzen, soll das Erlernen von Stressmanagement im Lern- und Experimentierraum gefördert werden.
Das Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk ist eine Einrichtung nach SGB IX § 51 und das größte Berufsbildungswerk in Trägerschaft des Diakonie Hilfswerkes Schleswig-Holstein in der Gruppe Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie. Es orientiert sich an der UN Behindertenrechtskonvention. Selbstbestimmung aller Menschen mit und ohne Behinderung, sowie deren gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft, sind Leitmotiv der Einrichtung.
Dies wird durch die Bildungsangebote gefördert, vor allem aber durch geeignete Strukturen, welche eine Mitbestimmung aller Menschen innerhalb des Berufsbildungswerkes ermöglichen.
Gegründet 1945 widmete man sich auf dem Gelände des heutigen Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerkes zunächst der Ausbildung von Kriegsverletzten des zweiten Weltkrieges, damals entwickelte sich der bis heute aktuelle Schwerpunkt der Ausbildung von körperbehinderten und psychisch behinderten Menschen. Im Jahr 1965 kam der Schwerpunkt der hörbehinderten Menschen hinzu und erfolgte die Gründung eines Berufsbildungswerkes. Vor 56 Jahren erhielt das Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk seinen bis heute aktuellen Namen.
Ziel des Berufsbildungswerkes ist es, jedem Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ein Stück des Lebensweges gemeinsam zu gehen. Das Berufsbildungswerk möchte den Menschen, die seine Unterstützung wahrnehmen, Wege aufzeigen, ihr Leben selber zu bewältigen und das größtmögliche Maß an wirtschaftlicher Unabhängigkeit und Zufriedenheit zu erlangen – ob nun als auszubildende Person im Berufsbildungswerk, mit Aufnahme einer betrieblichen Ausbildung außerhalb des Berufsbildungswerkes, Schüler oder Schülerin einer staatlichen Fachschule, oder in Ausnahmen auch als beschäftigte Person in einer Werkstatt für behinderte Menschen oder Studierende an einer Hochschule.
Die Größe des Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerkes – über 800 Teilnehmenden und etwa 400 Mitarbeitende - sowie die daraus resultierende Vielfalt des Wissens unter den Mitarbeitenden und die vielen unterschiedlichen Bildungsmöglichkeiten helfen dabei, möglichst vielen Menschen geeignete persönliche Perspektiven aufzuzeigen. Im Berufsbildungswerk gibt es Menschen mit psychischen Behinderungen, körperbehinderte Menschen, hörbehinderte Menschen, Menschen mit ganz unterschiedlichen chronischen Erkrankungen und Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen. Neben einer praxisnahen, fachlichen Ausbildung werden auch soziale Kontakte geboten, etwa durch den Lernort Wohnen als „Experimentierfeld für selbstständiges Leben“, sowie Informationen zu Unterstützungssystemen in unserer Gesellschaft.
Das Angebot des TSBW Husum
Das vielfältige Angebot erstreckt sich über die Bereiche:
- berufliche Orientierung und Berufseinstieg
- Lernort Wohnen
- Spezialisierungen und Weiterbildungen
- begleitende Fachdienste
- berufliche Neuorientierung für Umschulende
- Wiedereinstieg in den Beruf, zum Beispiel Berufliches Trainingszentrum (BTZ)
- sowie die Berufsausbildung und Umschulungen in den folgenden Bereichen:
- Wirtschaft und Verwaltung
- Bautechnik
- Elektro-, Medien- und IT-Berufe
- Gebäudereinigung
- Metalltechnik
- Fahrzeugtechnik
- Holztechnik
- Garten- und Landschaftsbau
- Farbtechnik und Raumgestaltung
- Ernährung und Hauswirtschaft
- Produktdesign
- Textiltechnik und Bekleidung
Welche Technologie kommt im LER zum Einsatz?
EmpaT ist ein KI-gestütztes Assistenzsystem. Bei der Technologie handelt es sich um eine interaktive 3D-Trainingsumgebung für Bewerbungsgespräche. Das System ermöglicht Bewerbenden und Schulungspersonal, die eigenen sozialen und emotionalen Fähigkeiten in einem interaktiven Dialog mit virtuellen Avataren (Agenten) in einer 3D-Trainingsumgebung einzuschätzen und zu verbessern.
Hier geht es zum KI-Steckbrief von EmpaT
Wer nimmt am LER teil?
Das Bewerbungstraining mit EmpaT wird vor allem für Auszubildende im 2. Ausbildungsjahr angeboten, die Praktika absolvieren werden sowie Auszubildende im 3. Ausbildungsjahr, die kurz vor dem Abschluss der Ausbildung und damit dem Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt stehen.
Zur Zielgruppe des LER gehören insbesondere Teilnehmende Autismus-Spektrum-Störung sowie bestimmten psychischen Behinderungen, die Einschränkungen im Bereich der Kommunikation inkl. seiner Untermerkmale aufweisen: mit Autoritätspersonen umgehen, mit Fremden umgehen, sowie Einschränkungen hinsichtlich Kritik in Beziehungen haben, sofern die Einschränkung nicht ausschließlich engere privatere Beziehungen betrifft.
Welche Ziele werden im LER verfolgt?
Das Training von konkreten fachlichen Bewerbungssituationen und –gesprächen mit EmpaT dient der Entwicklung und Förderung von Kommunikationskompetenzen, dem Erlernen von Emotions-Regulierung und Stressmanagement, der Reflexion des eigenen Verhaltens und Auftretens sowie der Wirkung auf Andere.
Wie wird die Technologie im LER genutzt?
Für das Bewerbungstraining werden zwei Räume engerichtet: ein Raum, welcher im Bereich der kaufmännischen Ausbildung angesiedelt ist sowie einen Raum im Hauptgebäude des BBW. Einer der Räume wird reizarm gesaltet und ist daher speziell für Teilnehmende mit Autismus-Spektrum-Störung ausgelegt.Einer der Räume wird speziell für Teilnehmende mit Autismus-Spektrum-Störung ausgelegt sein.
Die Anwendung soll im Kontext der multiprofessionellen Förderung stattfinden, wobei es feste Raumverantwortliche seitens der Fachkräfte geben wird, die die Nutzung der Räume unterstützen. Die Erprobung wird zu festen Zeiten erfolgen. Eine Fachkraft (s.o., „Raumverantwortliche“) wird die Teilnehmenden jeweils kurz in das System einweisen und den Ablauf erklären. Sie startet auch das entsprechende Szenario, das von den Fachkräften, die das Backend des Systems betreuen, hinterlegt wurde. Die Teilnehmenden werden dann das simulierte Bewerbungsgespräch durchlaufen.
Die Software erkennt definierte Reaktionen wie Lachen, das Falten der Hände, das Verschränken der Arme u.ä. Hieraus leitet sie definierte Reaktionen ab. Das System wertet Emotionen nicht aus, sondern sucht nach Reaktionen, die fest definierten Parametern entsprechen und als Abwehrreaktion, Scham und Unsicherheit definiert werden können. Die Fachkraft wird im Raum sein, um die Inhalte der Aussagen der Teilnehmenden zu bewerten. Nach dem Durchlauf mit EmpaT gibt es ein kurzes Debriefing zwischen Fachkraft und Teilnehmenden. Hierbei wird das Gespräch inhaltlich ausgewertet sowie die Einschätzung der Teilnehmenden zu ihrem eigenen Auftreten und dem Verlauf der simulierten Bewerbung besprochen.