Was sind Berufsbildungswerke?
Berufsbildungswerke (BBW) sind Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation im Sinne des § 51 SGB IX. In Berufsbildungswerken können junge Menschen mit Behinderung eine berufliche Erstausbildung oder Berufsvorbereitung absolvieren.
Zielgruppe der Berufsbildungswerke (BBW) sind junge Menschen, die wegen Art oder Schwere der Behinderung oder zur Sicherung des Ausbildungserfolges die Leistungen eines BBW benötigen. Die Leistungen werden überwiegend finanziert durch die Bundesagentur für Arbeit auf der Grundlage des § 117 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1a SGB III in Verbindung mit § 51 SGB IX.
Welche Leistungen erbringen Berufsbildungswerke?
Die Leistungen der BBW erstrecken sich über ein breites Angebot aus Vorbereitungsmaßnahmen, Ausbildungsmöglichkeiten, der Begleitung der Teilnehmenden hin zur späteren aktiven Teilhabe am Arbeitsleben und zusätzlichen Angeboten für Jugendliche und junge Erwachsene ohne Reha-Status, jedoch mit komplexen Teilhabeeinschränkungen.
Diagnostik
Mit der individuell gestalteten Diagnostik, Eignungsabklärung (EA) und Arbeitserprobung (AE) können die Berufsbildungswerke die Ausbildungsreife bei den Jugendlichen feststellen und gemeinsam mit ihnen den passenden Beruf finden. Dabei kommen verschiedene, anerkannte Assessmentverfahren zum Einsatz.
Berufsvorbereitung (BvB)
Während der Berufsvorbereitung können junge Menschen mit Behinderung herausfinden, welches Berufsfeld und Anforderungsniveau für sie passend sind. Es werden Grundkenntnisse im angestrebten Ausbildungsberuf vermittelt. Ziel ist die Ausbildungsfähigkeit zu erreichen.
Ausbildung
Berufsbildungswerke bereiten Jugendliche mit Behinderungen und Beeinträchtigungen auf den ersten Arbeitsmarkt vor – von der Berufsvorbereitung bis hin zur dualen Ausbildung mit Kammerabschluss in über 250 Berufen an 52 Standorten.
Junge Menschen mit Behinderung brauchen für den Start ins Berufsleben klare Orientierung: Was kann ich, welcher Beruf passt zu mir? BBW identifizieren gemeinsam mit den Jugendlichen ihre Talente und Fähigkeiten (Eingangsanalyse). Darauf aufbauend unterstützen wir die BBW dabei, den für sie passenden Beruf zu finden (Berufsvorbereitung) und sich anschließend für eine Ausbildung im Betrieb oder Berufsbildungswerk zu entscheiden.
Qualifizierungen in Berufsbildungswerken sind weit mehr als herkömmliche betriebliche Ausbildungen: Neben beruflichem Fachwissen in Theorie und Praxis steht eine positive Persönlichkeitsentwicklung, eine stabile psychische und physische Gesundheit sowie der Abbau von behinderungsbedingten Hürden im Vordergrund.
Verzahnte Ausbildung
Die Berufsbildungswerke verzahnen ihre hohe Fachkompetenz bei der Ausbildung junger Menschen mit der Praxis in Betrieben. Bis zur Hälfte ihrer Ausbildung absolvieren die Jugendlichen direkt im Unternehmen. Die betrieblichen Phasen werden durch individuelle Unterstützung des Berufsbildungswerks begleitet. Eine Verzahnte Ausbildung ist in allen der über 250 Ausbildungsberufen der Berufsbildungswerke grundsätzlich möglich und wird mit jedem Teilnehmenden angestrebt. Wichtig für die Betriebe ist: Sie haben mit dem BBW jederzeit einen Ansprechpartner, können die Jugendlichen im geschützten Rahmen für ihre Bedarfe „testen“ und sie in dieser Zeit auf ihre Beschäftigungspflichtquote gleich doppelt anrechnen lassen.
Praktika
Viele Betriebe und Unternehmen arbeiten eng mit den Berufsbildungswerken zusammen. Je intensiver die gemeinsame Zusammenarbeit ist, umso nahtloser kann der Übergang von der Ausbildung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gelingen. Hierbei sind mehrwöchige Betriebspraktika häufig der Einstieg.
Wohnen und Freizeit
Im "Lernort Wohnen" werden die Jugendlichen in unterschiedlichen, aufeinander aufbauenden Wohnformen von pädagogischem Fachpersonal unterstützt, um schnell selbstständig zu werden und ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Für die Freizeit stehen verschiedene Angebote bereit, von Theater- oder Filmabenden über Tanz- und Sportprogramme bis hin zu gemeinsamen Ausflügen.
Bewerbungstraining
Zur Ausbildung gehört auch ein fortlaufendes Bewerbungstraining für alle Teilnehmenden. Damit erhalten sie Sicherheit und Übung beim Erstellen von Unterlagen nach aktuellen Standards und dem Vorbereiten auf Vorstellungsgespräche.
Absolventenmanagement
Im letzten Ausbildungsjahr werden die Auszubildenden von den BBW gezielt auf ihren Einstieg ins Erwerbsleben vorbereitet. Die Case-Manager unterstützen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz in einer passenden Arbeitsumgebung.
Auch nach der Ausbildung stehen die Mitarbeitenden des BBW den Jugendlichen für weitere sechs Monate beratend zur Seite.
Welcher Rehabilitationsträger ist für die Leistungen in einem BBW zuständig?
Der Weg ins Berufsbildungswerk (BBW) führt in der Regel über die Bundesagentur für Arbeit (BA). Die zuständigen Reha-Berater entscheiden gemeinsam mit den Jugendlichen, welches Angebot der beruflichen Bildung passend ist. Auch Jugendlichen ohne Schulabschluss steht der Weg ins BBW offen.
Jugendliche, denen eine Ausbildung im BBW von der BA empfohlen wird, können sich anhand ihrer besonderen Bedürfnisse das für sie passende BBW in Absprache mit dem Berater oder der Beraterin aussuchen.