Der Lern- und Experimentierraum im AWO Pirnaer Werkstätten

Im Lern- und Experimentierraum der Pirnaer Werkstätten soll mit Hilfe des TeamViewer-Frontline Systems xMake erprobt werden, inwiefern die Möglichkeiten zur beruflichen Rehabilitation der Nutzenden verbessert werden können.  Die Technologie wird in diesem LER-Szenario im Pflegebereich eingesetzt und soll Mitarbeitende bei vielfältigen Tätigkeiten wie zum Beispiel Reinigungsarbeiten im Seniorenwohnheim oder dem Vorbereiten von Spaziergängen von Bewohnerinnen und Bewohnern im Rollstuhl unterstützen.

Träger der AWO Pirnaer Werkstätten ist die AWO SONNENSTEIN gemeinnützige GmbH. Die AWO Pirnaer Werkstätten bieten gegenwärtig 550 Menschen Arbeit, Berufsbildung und Tagesstruktur. Die drei Betriebsstätten befinden sich in Pirna, Dippoldiswalde und Heidenau.

Auf dem Pirnaer Sonnenstein, ab 1811 Standort einer Heil- und Pflegeanstalt, wurden in den Jahren 1940/41 fast 14.000 psychisch kranke und geistig behinderte Menschen ermordet. Seit dem Jahr 2000 wirken die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein und die AWO Pirnaer Werkstätten an einem Ort. Die Lehren aus der Geschichte prägen unser Handeln, indem wir Individualität anerkennen, Selbstbestimmung ermöglichen und Ausgrenzung verhindern.

Berufliche Bildung orientiert sich an den Ausbildungsrahmenplänen anerkannter Berufsabschlüsse und basiert seit mehr als zehn Jahren auf von der IHK anerkannten Qualifizierungsbausteinen. Das Bestehen der Prüfung zum jeweiligen Qualifizierungsbaustein wird mit einem von der IHK anerkannten Zertifikat bescheinigt.
Im Arbeitsbereich bestehen lebens- und arbeitsweltbezogene Bildungsangebote, viele davon in Kooperation mit der Volkshochschule.
Duale berufliche Bildungsangebote, zum Beispiel Qualifikation Alltagsbegleiter oder -begleiterin, werden in Kooperation mit einer Berufsschule etabliert.

Über 30 Prozent der Klienten des Arbeitsbereiches arbeiten auf Außenarbeitsplätzen. Die Außenarbeitsplätze werden nach den Wünschen der Klienten akquiriert und besetzt.
Der personenzentrierte Ansatz ist unserem Handeln als Dienstleister für Menschen mit Behinderung immanent.

Im Rahmen des Projektes KI Assist betrachten wir Außenarbeitsplätze als ein Experimentierfeld, welches grundsätzlich für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung interessant ist: die Vorbereitung, Besetzung sowie Begleitung von Menschen mit Behinderung auf Arbeitsplätzen jenseits des geschützten Werkstattrahmens.

Welche Technologie kommt im LER zum Einsatz?

Im LER wird eine Datenbrille mit der TeamViewer (ehemals Ubimax) Frontline Software eingesetzt. Das Produkt projiziert dynamische Schritt-für-Schritt-Anleitungen durch Augmented Reality direkt in das Blickfeld. Die Datenbrille beinhaltet mehrere Funktionalitäten. Im Lern- und Experimentierraum wird die Lösung xMake getestet. Das Produkt xMake besteht aus der Hardware, den Smart Glasses mit integrierter Kamera und Sensorik sowie dazugehöriger Software. Bei den in Pirna eingesetzten beiden Datenbrillen handelt es sich um die Modelle RealWear HMT-1 und Vuzix.

Hier geht es zum KI-Steckbrief der Anwendung xMake

Wer nimmt am LER teil?

Werkstattbeschäftigte mit kognitiven Einschränkungen sollen xMake bei der Arbeit auf einem Außenarbeitsplatz nutzen und so Erfahrungen mit der Technologie sammeln. Das Werkstattpersonal erstellt die Handlungsanleitungen für Werkstattbeschäftigte auf Außenarbeitsplätzen nach einer Anlernphase.

Welche Ziele werden im LER verfolgt?

Ziel des LER ist es, herauszufinden inwiefern die getestete Technologie im Alltag für Menschen mit kognitiven Einschränkungen hilfreiche Unterstützung leisten und ihre Teilhabe am Arbeitsleben fördern kann. Im Vordergrund stehen dabei Akzeptanzfaktoren und Motivation, Barrierefreiheit und Kompetenzen sowie die explorative Erschließung von Faktoren für die erfolgreiche Einführung von Technologien in Organisationen der beruflichen Rehabilitation und Teilhabe an Arbeit.

Wie wird die Technologie im LER genutzt?

Im Rahmen des Lern- und Experimentierraums wird ein Außenarbeitsplatz in einem Seniorenheim im Fokus stehen. Dies ist als organisatorischer Rahmen auch für den Erfolg des Lern- und Experimentierraums bedeutsam, da die Einrichtung ihrerseits über Gremien verfügt (beispielsweise Betriebsrat), deren Interessen und Vertrauen an der erfolgreichen Erprobung einer KI-Technologie maßgeblich ist.

Es wurden vielfältige Aufgaben definiert, bei denen die Handlungsanleitungen von xMake unterstützen sollen. Dazu zählen Reinigungsarbeiten im Seniorenwohnheim und andere Hilfstätigkeiten, darunter auch die Vorbereitung auf Spaziergänge mit Bewohnerinnen und Bewohnern im Rollstuhl.